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Neuigkeiten

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Gedenken zum 27. Januar

„Es geht um die Zukunft der Demokratie“


Hessens Ministerpräsident Boris Rhein bei seinem Grußwort anlässlich der landesweiten Gedenkveranstaltung zum 27. Januar

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein bei seinem Grußwort anlässlich der landesweiten Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus, die in diesem Jahr im nordhessischen Bad Arolsen stattfand. (Fotos: HSGB)

28.01.2025

 

Bad Arolsen. „Wir blicken zurück auf das schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit: auf die Shoah, die Ermordung von sechs Millionen europäischen Jüdinnen und Juden, und auf das sinnlose Sterben von Millionen weiterer Menschen, die dem Terror der Nazis zum Opfer fielen.“ Das sagte der Präsident des Hessischen Städte- und Gemeindebundes (HSGB), Hofbiebers Bürgermeister Markus Röder, gestern – 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 – bei der gemeinsamen, zentralen Gedenkveranstaltung des Landes Hessen, des Landeswohlfahrtsverbands Hessen und der kommunalen Spitzenverbände in Bad Arolsen. „Die Generation der Opfer wie auch der Täter stirbt aus und mit ihr die persönlichen Bezüge zu diesem Abschnitt der deutschen Geschichte. Jedoch: Hinter jedem Opfer steht eine Geschichte, die nicht vergessen werden darf“, so Markus Röder. Zuvor hatte der Präsident des HSGB als diesjähriger Ausrichter der Gedenkveranstaltung rund 200 Gäste aus Politik und Gesellschaft im Bürgerhaus in Bad Arolsen – am Standort der Arolsen Archives, dem weltgrößten Archiv über Opfer und Überlebende des Nationalsozialismus – begrüßt.

 

Für HSGB-Präsident Markus Röder war besonders die Anwesenheit von Schülerinnen und Schülern bei der Gedenkveranstaltung wichtig. Mit den zeitgemäßen Zugängen der Arolsen Archives könne ihnen die heutige Bedeutung der NS-Verbrechen auf besondere Weise vermittelt werden. Der offizielle Teil der Gedenkveranstaltung endete schließlich mit einem Besuch der vor dem Bürgerhaus platzierten Freiluft-Ausstellung #StolenMemory, in deren Mittelpunkt sogenannte Effekten und deren Rückgabe an Angehörige von NS-Opfern stehen.

 

Astrid Wallmann, Präsidentin des Hessischen Landtages, fragte in ihrer Rede: „Welchen Wert soll das ebenso laute wie wohlfeile ‚Nie wieder‘ auf Straßen und im digitalen Raum überhaupt noch haben, wenn zeitgleich der reale Raum für jüdisches Leben in Deutschland immer enger und enger wird?“ Wallmann forderte zu Solidarität mit jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern auf, zudem zu einem entschiedenen Einschreiten gegen alle Formen des Antisemitismus.

 

„Hinsehen und handeln“

 

Für die Hessische Landesregierung sprach Ministerpräsident Boris Rhein. Er betonte in seinem Grußwort den bürgerschaftlichen Auftrag, der sich mit dem Gedenktag verbindet: „Der 27. Januar ist ein Appell an uns alle. Wir müssen uns gegen Hass und Hetze stellen und stark machen für Mitgefühl und Menschlichkeit. Es reicht nicht aus, nur zu reden. Wir müssen auch für unsere demokratischen Überzeugungen einstehen. Hinsehen und handeln – das ist die Maxime, die uns alle leiten muss“, sagte Rhein.

 

Die Gedenkrede in Bad Arolsen wurde von Staatssekretär Uwe Becker, Beauftragter der Landesregierung für Jüdisches Leben, gehalten. Er schlug einen Bogen von Auschwitz zu den aktuellen antisemitischen Tendenzen nach dem 7. Oktober 2023 in Deutschland. „Leider vollziehen wir dieses besondere Gedenken in einer Zeit, in der jüdisches Leben so bedroht in Deutschland und Europa ist, wie nie seit dem Ende der Shoah. Jüdinnen und Juden haben Angst und dies ist eine Schande für unser Land“, unterstrich der Staatssekretär. Der Judenhass, so Becker, sei nicht in unserer vielfältiger gewordenen Gesellschaft aufgegangen, er sei selbst bunter und vielfältiger geworden und reiche vom rechtsextremistischen Antisemitismus über den linksextremen Judenhass bis hin zu dem immer stärker werdenden israelbezogenen Antisemitismus.

 

„Wir müssen einsehen, dass es um unsere gesamte Gesellschaft geht, um die Zukunft unserer Demokratie.“ Der Antisemitismus ist Seismograph für den Zustand unserer Gesellschaft. Deshalb müssen wir noch viel energischer gegen Judenfeindlichkeit vorgehen. Dies ist unser Auftrag, gerade wenn wir den 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz begehen“, so Becker abschließend.

 

Hintergrund: 27. Januar

 

Auschwitz-Birkenau war das größte Vernichtungslager des nationalsozialistischen Regimes. Mehr als 1,1 Millionen Menschen wurden hier in den Jahren 1940 bis 1945 von den Nationalsozialisten ermordet.

 

Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus wurde vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog 1996 ins Leben gerufen. Im Jahr 2005 erklärten auch die Vereinten Nationen den 27. Januar zum internationalen Gedenktag.

 

Staatssekretär Uwe Becker bei seiner Gedenkrede

 

Mit einem Besuch der Freiluft-Ausstellung #StolenMemory

 


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