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Soziale Integration

Walter-Picard-Preis für Fußballprojekt


Walter Picard (Foto: Deutscher Bundestag)

Walter Picard (Foto: Deutscher Bundestag)

19.01.2018

Kassel (lwv): Den diesjährigen Walter-Picard-Preis erhält "Inklusion auf dem Fußballplatz - Mehr als ein 1:0", das Frankfurter Fußballprojekt zur sozialen Integration von psychisch kranken Menschen, ehemals Suchtkranken und Bürgerkriegsflüchtlingen. Das hat der Verwaltungsausschuss des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen jetzt beschlossen. "Sport ist seit jeher dazu geeignet, Menschen zusammenzubringen, Gesundheit und Selbstwertgefühl zu steigern und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern. Ein Inklusionsinstrument mit besonderer Bedeutung", so LWV-Landesdirektor Uwe Brückmann.
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird am 9. März um 11 Uhr im Kasseler Ständehaus überreicht. Der hessische Sozialpolitiker Walter Picard, nach dem der Preis benannt ist, ist am 10. März vor 17 Jahren gestorben. Die Vorauswahl aus 35 eingereichten Vorschlägen traf ein Komitee, dem Vertreter des LWV und Experten aus der psychiatrischen Praxis angehörten. Erstmals wird in diesem Jahr ein Preisträger geehrt, der sich der Inklusion durch Sport verschrieben hat.

Das Besondere des inklusiven Fußballprojekts ist, dass psychisch kranke Menschen, ehemalige Suchterkrankte und psychisch kranke Bürgerkriegsflüchtlinge gemeinsam mit Vereinsspielern kicken und sie zudem in der Sondermannschaften-Runde (Soma-Runde) am Spielbetrieb des Hessischen Fußballverbandes teilnehmen.

Der Beginn dieses preiswürdigen Fußball-Netzwerkes war zunächst ein inklusives Fußballteam des Frankfurter Turnvereins (FTV) 1860, in dem Vereinsspieler mit ehemaligen Psychiatrie-Patienten der Vitos Klinik Bamberger Hof in Frankfurt spielten. Um die Aktivitäten auszubauen und mehr Menschen mit und ohne Psychiatrieerfahrung einzubeziehen, kooperierten sie mit dem Fußballverein SV 1894 Sachsenhausen (SVS) e. V. So konnte das Fußball-Netzwerk ab der Spiel­saison 2016/2017 unter anderem um folgende neue Partner erweitert werden:

  • Martinushaus der Frankfurter Diakonie
  • Internationales Familienzentrum Frankfurt
  • Suchthilfeeinrichtung Fleckenbühl, Frankfurt-Niederrad
  • DRK Flüchtlingseinrichtung Ludwig-Landmannstraße, Frankfurt

Diese Partnerschaft ermöglichte nun, dass unter anderem durch bessere Trainingsgelegenheiten mehr ehemalige Ligaspieler, ehemalig psychisch Erkrankte, Suchterkrankte und Bürgerkriegsflüchtlinge an diesem Fußballprojekt teilnehmen können. Aus ihrer Mitte konnte sogar ein inklusives Team gebildet werden, das derzeit an der Soma-Runde teilnimmt. Ziel ist, dass diese Mannschaft sich so weiterentwickelt, dass sie in zwei Jahren am klassischen Spielbetrieb des Hessischen Fußballverbandes teilnehmen kann.
Darüber hinaus sollen für alle, die außerhalb des Ligabetriebes Fußball spielen und sich aktiv am inklusiven Vereinsleben beteiligen möchten, neue Angebote geschaffen werden.

Walter-Picard-Preis

Der von der LWV-Verbandsversammlung 2001 ins Leben gerufene Walter-Picard-Preis wird in diesem Jahr zum neunten Mal vergeben. Er ist mit 5.000 Euro dotiert. Er wird alle zwei Jahre für besonders nachahmenswertes ehrenamtliches Engagement oder professionelle Projekte in der hessischen Gemeindepsychiatrie vergeben. Namensgeber ist der Sozialpolitiker Walter Picard aus Offenbach: Er war einer der Initiatoren der Psychiatrie-Enquête, die ab 1975 maßgeblich zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung in Deutschland beigetragen hat. Picard gehörte dem Bundestag an und war lange Abgeordneter der Verbandsversammlung des LWV. Ihm lag es besonders am Herzen, offene und wohnortnahe Hilfen für psychisch kranke Menschen zu schaffen. Auch für die Stärkung von Selbsthilfe-Projekten setzte sich Picard ein.


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