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Pressemitteilung vom 10. März 2006

Ein Plus an Menschlichkeit: "Psychiatrie-Besucher-Gruppe" der Odenwaldschule aus Heppenheim-Ober-Hambach erhält WALTER-PICARD-PREIS 2006

Kassel/Riedstadt (lwv): Die „Psychiatrie-Besucher-Gruppe“, eine rund 15-köpfige Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Odenwaldwaldschule aus Heppenheim-Ober-Hambach, ist heute mit dem vom Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV) vergebenen Walter-Picard-Preis für Verdienste um die gemeindenahe psychiatrische Versorgung in Hessen ausgezeichnet worden. Seit rund 27 Jahren setzen sich die Schüler mit einer beachtenswerten Kontinuität für ihre psychisch kranken und behinderten Mitmenschen ein, indem sie mit ihnen gemeinsam die Freizeit gestalten. LWV-Landesdirektor Uwe Brückmann lobte bei der Preisverleihung in Riedstadt das mitfühlende und zugleich kreative Engagement der Heppenheimer Jugendlichen: „Gerade ihr ehrenamtlicher Einsatz sorgt für das Plus an Menschlichkeit, das für den gesellschaftlichen Zusammenhalt so wichtig und so unverzichtbar ist.“ Die Jugendlichen seien auf die kranken und behinderten Menschen zugegangen, um ihnen Aufmerksamkeit zu schenken – heute für Viele ein kostbares, alles andere als ein alltägliches Geschenk.

Der LWV vergibt den mit einem Preisgeld von 5.000 Euro verbundenen Walter-Picard-Preis im zweijährigen Turnus. Der frühere Bundestagsabgeordnete Walter Picard, der auch der Verbandsversammlung des LWV angehörte, habe besonders soziale Netzwerke in der Gesellschaft stärken wollen, zu denen auch der diesjährige Preisträger gehöre, sagte Brückmann. Insgesamt 16 qualifizierte Vorschläge für den Preis hätten dem Auswahlkomitee vorgelegen, somit stehe der Preisträger auch stellvertretend für eine ganze Reihe von Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen, die sich mit großem Engagement für psychisch kranke und seelisch behinderte Menschen einsetzten.

Preisträger 2006: „Psychiatrie-Besucher-Gruppe“ der Odenwaldschule, Heppenheim-Ober-Hambach

Die „Psychiatrie-Besucher-Gruppe“ der Odenwaldschule in Heppenheim-Ober-Hambach ging vor 27 Jahren aus einem Oberstufenkurs hervor, der sich vorgenommen hatte, Menschen in sozialen Einrichtungen zu besuchen und Kontakte aufzubauen. In den ersten Jahren besuchten die Schüler vornehmlich chronisch kranke Patienten im Psychiatrischen Krankenhaus in Heppenheim. Das Interesse wuchs, als die Gruppe auch Aktivitäten außerhalb des Krankenhauses anbot und somit auch mehr Kontakte zur „Außenwelt“ möglich machte. Nach dem Umzug vieler langjähriger Patienten in Wohnheime der näheren und weiteren Umgebung ermöglichte der Kontakt zum „Haus Wiesenthal“ in Kröckelbach die Fortsetzung der Gruppenarbeit. Auch Patienten von verschiedenen Stationen der Klinik nehmen an den Veranstaltungen teil. Seit eineinhalb Jahren unterstützen auch Schülerinnen und Schüler des Starkenburggymnasiums die Arbeit tatkräftig. Die Schülerinnen und Schüler organisieren - unter Begleitung ihrer Projektleiterin Uta Forstat – ein abwechslungsreiches und kreatives Programm, welches von Kino- und Museumsbesuchen über gemeinsame Faschings- und Nikolausfeiern bis hin zu Ausflügen in die Umgebung reicht. Auf dem Programm der nächsten Wochen stehen ein Preiskegeln in Erbach, ein Spielenachmittag mit Kaffee und Kuchen in der Odenwaldschule und eine Altstadtführung in Heppenheim. Auch der Walter-Picard-Preis soll gebührend gefeiert werden: In Kürze steht eine „Preisverleihungsfeier“ an.

Walter-Picard-Preis

Mit dem 2002 gestifteten „Walter-Picard-Preis" zeichnet der LWV besondere Verdienste in der gemeindepsychiatrischen Versorgung der hessischen Bevölkerung aus. Durch den Preis möchte der LWV:

  • Reformideen im Geiste der Psychiatrie-Enquete stärken,
  • den ehrenamtlichen Einsatz zu Gunsten psychisch kranker Menschen fördern und
  • die Verdienste Prof. Walter Picards, dem Initiator der Psychiatrie-Enquete und Mitbegründer der Aktion Psychisch Kranke e. V., würdigen.

Der im Jahr 2000 im Alter von 76 Jahren verstorbene Walter Picard aus Offenbach war einer der Initiatoren der Psychiatrie-Enquete, die 1975 ihre Arbeit abschloss und maßgeblich zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung in Deutschland beigetragen hat. Dem früheren Bundestagsabgeordneten der CDU, der lange der Verbandsversammlung des LWV angehörte, lag bei der Gestaltung dezentraler und offener Hilfeangebote in der Psychiatrie besonders die Stärkung der gesellschaftlichen Selbsthilfe am Herzen.

Bisherige Preisträger

2002:

  • Dr. Heinz Döring, Hofgeismar - „Lebensräume e. V. – Offenbacher Verein zur Förderung seelisch Behinderter“

2004:

  • Edelgard Nolting, Frankfurt a. M. - Laienhilfe „Miteinander“ im Waldkrankenhaus Friedrichsdorf-Köppern

Digitale Fotos der Preisträger bzw. der Veranstaltung übersenden wir Ihnen gern auf Anfrage (Tel. 01 60/97 29 78 61).