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Als kompetenter Dienstleister im Wettbewerb bestehen – Klinikführungskräfte des LWV treffen sich in Vöhl

Wurde der "Wille zur Selbstbehauptung", den LWV-Landesdirektor Lutz Bauer zu Beginn der Veranstaltung beschrieb, durch die derzeit laufende Debatte über die Zukunft der LWV-Einrichtungen unter Betriebsleitern, Ärztlichen Direktoren und anderen leitenden Mitarbeitern in den Einrichtungen angestachelt oder ist es die Gewissheit, ohnehin nicht auf alten Lorbeeren ausgeruht zu haben und bereits in einen umfassenden Modernisierungsprozess eingetreten zu sein? Diskussionsfreudig zeigten sich im Oktober rund 75 Führungskräfte aus den Zentren für Soziale Psychiatrie des LWV, die in Oberorke/Vöhl zur diesjährigen Führungskräftekonferenz unter dem Oberthema: "Grenzen überwinden – Integration und Kooperation als Zukunftsmodelle" zusammengekommen waren.
"Haben öffentliche Krankenhäuser eine Zukunft?" war die zugespitzte, aber angesichts der gegenwärtig laufenden Privatisierungswelle öffentlicher Kliniken aktuelle Fragestellung, der Holger Strehlau-Schwoll, Vorsitzender der Geschäftsführung der HSK-Management-Holding, Wiesbaden, nachging. Der Referent arbeitete rechtliche, tarifvertragliche und arbeitsvertragliche Unterschiede zwischen privaten Krankenhäusern und solchen in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft heraus. Unterschiede, die durchaus Wettbewerbsfähigkeit und Marktchancen beeinflussen. Dennoch sah Strehlau-Schwoll Chancen und Perspektiven für öffentlich-rechtliche Krankenhäuser, sich am Markt zu behaupten: In der Regel genössen öffentliche Kliniken ein hohes Maß an Vertrauen in ihre medizinisch-pflegerische Kompetenz. Des Weiteren gäbe es bei vielen Bürgerinnen und Bürgern eine ausgeprägte Identifikation mit dem "eigenen" Krankenhaus der Heimatregion. In Zukunft werde es wichtiger, zu mehr Vernetzung und Kooperation mit anderen Krankenhäusern, aber auch mit niedergelassenen Ärzten und ambulanten Versorgungsangeboten zu kommen. Dadurch könne das vorhandene Leistungsspektrum erweitert und somit die eigene Marktposition gestärkt werden.

"Am Ergebnis sollt ihr sie messen!"

Mit den Helios-Kliniken mit Sitz in Fulda stellte deren Geschäftsführer Bert Uwe Drechsel die derzeit wohl erfolgreichste private Klinikkette auf dem deutschen Krankenhausmarkt vor. Die Helios-Kliniken legten besonderes Gewicht auf fachliche Kompetenz, die zum Beispiel in der Eigentümerstruktur zum Ausdruck komme: Hier seien Fachleute mit einem medizinischen Hintergrund am Werk. Ein ausgereiftes Qualitätssicherungssystem mit medizinischen wie wirtschaftlichen Zielen und daraus abgeleiteten Kennziffern sei ein Schlüssel für ein erfolgreiches Krankenhausunternehmen. Durch offensives und transparentes Auftreten in der Öffentlichkeit wolle man Vertrauen gewinnen, sagte Drechsel. Private Klinikketten besäßen gegenüber öffentlich-rechtlichen Strukturvorteile: Entscheidungsprozesse funktionierten schneller, auch gäbe es keine politischen Einflussnahmen. Letztendlich ausschlaggebend sei aber, ob langfristig gute Qualität geleistet und wirtschaftlich gesunde Ergebnisse produziert würden – dies gelte für Öffentlich-rechtliche wie Private. Gewinner und Verlierer werde es daher in beiden Lagern geben, war sich Drechsel sicher.

"Integration und Kooperation" – zum Leitthema der Veranstaltung hatte Landesdirektor Bauer den Teilnehmern bereits zu Beginn der Veranstaltung verdeutlicht, dass hier gleich mehrere Dimensionen der Zukunftsdebatte angesprochen würden. Zum einen die Perspektive der Unternehmensentwicklung, bei der es um "Allianz- und Kooperationsfähigkeit" der Krankenhäuser ginge, zum anderen stünden die Kliniken vor der Aufgabe, integrierte Versorgungskonzepte, wie es das Gesundheitsreformgesetz vorsehe, umzusetzen. Durch gezielte Kooperation mit Gesundheitsämtern, Wohnheimen, Trägern des Betreuten Wohnens, auch durch Verknüpfung von stationären mit teilstationären und ambulanten Angeboten befänden sich die LWV-Kliniken bereits auf diesem Weg, dennoch müssten die sozialpsychiatrischen Versorgungsnetze weiter ausgestaltet werden.

Modellprojekte zur integrierten Versorgung

Wie das geschehen kann, skizzierten Rolf Speier, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im ZSP Haina (Kloster), und Susanne Nöcker, Psychiatrie-Referentin im Hessischen Sozialministerium, in ihren Beiträgen. Während Nöcker anhand der Psychiatrieplanung des Landes Hessen – bei insgesamt guter psychiatrischer Versorgung – noch bestehende Versorgungslücken herausarbeitete, wandte sich Speier bestehenden Modellprojekten zur integrierten Versorgung zu. Aufgrund der gesetzlichen Änderungen habe hier ein regelrechter Run auf eine Anschubfinanzierung durch die Krankenkassen eingesetzt. Bei den Modellprojekten in der psychiatrischen Versorgung werde mitunter "alter Wein in neuen Schläuchen" verkauft, aber auch Innovatives sei darunter. So sei für die Modellregion Itzehoe ein regionales Jahresbudget für die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung festgeschrieben und mit der dortigen Klinik vereinbart worden. Ein regionales Psychiatriebudget stärke präventive Angebote, denn je mehr Patienten in der Region gesund blieben, umso lohnender sei es für die Klinik. In Gesprächen zu integrierten Versorgungsverträgen, die zwischen LWV-Einrichtungen und den Krankenkassen stattgefunden haben, habe man den langfristigen wirtschaftlichen Nutzen über das Jahr 2006 hinaus im Auge. "Schnellschüsse" solle es nicht geben, so Speier. Bei vielen Modalitäten gebe es noch Gesprächsbedarf, auch hätten die Krankenkassen zu erkennen gegeben, dass integrierte Versorgungsverträge für psychiatrische Behandlung bei den Krankenkassen keine hohe Priorität genießen würden. (jda)



Beteiligungsbericht 2003

In neuem Gewand erschien in diesem Jahr erstmals der LWV-Beteiligungsbericht, der in beschreibender und analytischer Form die wirtschaftliche Lage der Eigenbetriebe und der Beteiligungen des LWV an Unternehmen in privater Rechtsform enthält. Die Kennzahlen für die Kliniken werden in einem Superindikator zusammengefasst. Im Durchschnitt aller Kliniken weist der Superindikator einen positiven Trend auf: Zwischen 2001 und 2003 legte er um mehr als drei Prozentpunkte zu. (jda)