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"Öffentliches Gedenken heißt Aufklären"

Das Gedenkbuch mit den Namen aller rund 15.000 Menschen, die von 1941 bis 1945 den "Euthanasie"-Verbrechen des NS-Regimes in Hadamar zum Opfer fielen, ist im April in der Verbandsversammlung des LWV vorgestellt worden. "Die Täter hatten nicht nur die physische Vernichtung kranker und behinderter Menschen im Sinn, sie sollten sofort nach ihrem Tod vergessen werden und damit auch die an ihnen begangenen Verbrechen", sagte Kurt-Wilhelm Sauerwein, Präsident der Verbandsversammlung. Nun sei der im März 2002 gefasste Beschluss erfüllt, der neben dem Gedenkbuch die Einrichtung einer Datenbank "Opferliste" vorsieht. LWV-Landesdirektor Uwe Brückmann erinnerte daran, dass der LWV bzw. sein Rechtsvorgänger bereits 1953 mit einer Gedenktafel in Hadamar begonnen habe, sich der Vergangenheit seiner Einrichtungen anzunehmen. Durch sein Leitbild seien alle für den LWV Tätigen zu steter und kritischer Reflexion der Vergangenheit aufgefordert, sagte der LWV-Chef. Die geschichtswissenschaftliche und pädagogische Arbeit des LWV-Archivs und besonders der Gedenkstätte Hadamar versuche vor allem jungen Menschen fundierte und nachhaltig wirkende Antworten zu diesem Kapitel unserer Geschichte zu vermitteln. Für das Projekt seien Patientenakten, Kranken- und Sterbeverzeichnisbücher sowie Transportlisten und Abgangsbücher der sog. Zwischenanstalten ausgewertet worden, erläuterte PD Dr. Georg Lilienthal, Leiter der Gedenkstätte. Anschließend haben Gedenkstättenmitarbeiter Namen und Daten aller rund 15.000 Opfer der damaligen Landesheilanstalt in einer Datenbank erfasst. Anfragen nach Aufklärung von Opferschicksalen könnten nun schneller und ergebnissicherer beantwortet werden.

Bereits im Januar war die Opferliste bei einer Gedenkveranstaltung mit der Vizepräsidentin des Hessischen Landtages, Ruth Wagner, in Hadamar vorgestellt worden. (jda)

Informationen zum Schicksal von NS- "Euthanasie"-Opfern gibt die Ausstellung "Lebensspuren", die bis Ende Juni im Lichthof des Ständehauses gezeigt wird.