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Fachtagung beleuchtet Veränderungen beim Betreuten Wohnen

In Fulda haben sich im Dezember rund 70 Teilnehmer/innen einer Fachtagung mit den Folgen der Selbstbeteiligung an den Kosten des Betreuten Wohnens behinderter Menschen beschäftigt. Veranstalter der Tagung waren neben dem LWV die LAG Wohnen (Zusammenschluss der Leistungsanbieter im Betreuten Wohnen) und die FH Wiesbaden.

Nach einer Änderung des Sozialgesetzbuches Teil XII (SGB XII) prüft der LWV als Kostenträger seit dem 1. Juli 2005 Einkommen und Vermögen auch bei ambulanten Hilfen wie dem Betreuten Wohnen. In der Folge dieser Überprüfung kam es zu zahlreichen Abmeldungen aus dieser Hilfeform: Von Januar bis Juli 2005 sank die Zahl der Nutzer des Betreuten Wohnens, die im Leistungsbezug des LWV standen, von 7.134 auf 6.424 Menschen, ein Rückgang von rund 10 %. Bei der Gruppe der seelisch behinderten Menschen schieden von 3.664 Menschen 542 aus dem Betreuten Wohnen aus. Der Rückgang betrug hier rund 15 %.

Aus Verantwortung diesem Personenkreis gegenüber hat der LWV die Fachhochschule Wiesbaden bei einer Studie unterstützt, in der es um die Gründe der Abmeldung und um die gegenwärtige Lebenssituation der Betroffenen ging. Die Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild der Veränderungen.

In schriftlichen und mündlichen Interviews wurden ausgeschiedene Nutzer – vorrangig seelisch behinderte Menschen – von Prof. Dr. Reinhard Peukert und seinem Team zu den Erfahrungen befragt, die sie im Betreuten Wohnen und nach dem Ausscheiden sammeln konnten. Darin erhielt das Betreute Wohnen überwiegend sehr gute Noten. Es wird von den Nutzern als geeignete Hilfestellung empfunden und unterstützt sie in ihrem Bestreben nach einer weitgehend eigenständigen Lebensführung. Rund 12 % der Befragten sahen in der Überprüfung der finanziellen Situation einen Anlass, künftig auf eigenen Füßen stehen zu wollen. Als positive Gründe für die Abmeldung führten sie an, sich wohl zu fühlen und das Betreute Wohnen nicht mehr zu benötigen.

Rund 25 % der Befragten schieden – aus finanziellen Gründen – vorschnell aus dem Betreuten Wohnen aus. In vielen Fällen kamen diese Abmeldungen auch zustande, weil die Betroffenen nicht über ausreichende Informationen verfügten. Aufgrund besserer Aufklärung hat sich der Trend inzwischen umgekehrt: Der Zulauf zum Betreuten Wohnen ist 2006 wieder deutlich größer geworden, darunter sind auch "Rückkehrer". (jda)