Logo LWVblog

Mit Know-how und Engagement der Mitarbeiter die Zukunft gewinnen

Der künftige Geschäftsführer der LWV-Gesundheitsmanagement GmbH, Reinhard Belling, im Gespräch

 

LWV-Info: Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur neuen beruflichen Aufgabe, die ja in der Tat eine Reihe von Herausforderungen bietet. Wurde es Ihnen nach gerade einmal drei Jahren schon langweilig in Herborn und Weilmünster?

Reinhard Belling: Nein, überhaupt nicht. Insbesondere durch die unterschiedlichen Strukturen in Herborn und Weilmünster ist dies weiterhin eine spannende Aufgabe, zudem ich ja seit August auch Geschäftsführer des umgegründeten ZSP in Hadamar bin. Die Holding bietet jedoch eine einmalige Gestaltungsmöglichkeit - wenn man eine solche Chance geboten bekommt, kann man sie sich nicht entgehen lassen.

LWV-Info: Sie haben sich über Ihre bisherigen eigenen Häuser hi-naus sicher schon einen Überblick über den Zustand der 12 Holding-Töchter verschafft. Wie sieht Ihre Eröffnungsbilanz aus?

Reinhard Belling: Einen genauen Überblick muss ich mir natürlich in den kommenden Monaten verschaffen. Es ist jedoch positiv festzustellen, dass der LWV sehr frühzeitig - ohne dass sich seine Unternehmen in einer wirtschaftlichen Krise befinden - zukunftsfähige Strukturen gebildet hat. Sie ermöglichen es, auf die Aufgaben der Zukunft zu reagieren. Keine der 12 Holdingtöchter ist - wie so viele öffentliche Krankenhäuser - über einen längeren Zeitraum hin defizitär, so dass dies eine gute Ausgangssituation darstellt.

LWV-Info: Worin liegt die Besonderheit einer Holding-Geschäftsführung und wo unterscheidet sie sich von den Aufgaben eines Klinikgeschäftsführers?

Reinhard Belling: In den grundsätzlichen Managementaufgaben unterscheidet sich die Aufgabe eines Holdinggeschäftsführers nicht so sehr von der eines Klinikgeschäftsführers. Die Führungsaufgabe besteht meines Erachtens darin, Ziele zu erarbeiten und zu definieren, Entscheidungen zu treffen oder herbeizuführen, geeignete Controllinginstrumente aufzubauen, zeitgemäße Organisationsstrukturen und Abläufe sicherzustellen und Personal zu fördern und zu entwickeln. So beschreibt es auch der renommierte Managementforscher Fredmund Malik. Die inhaltliche Ausgestaltung dieser Managementaufgabe ist natürlich auf der Holding­ebene eine übergeordnete.

LWV-Info: Im Gesundheitssektor gibt es einen Trend zur Privatisierung. Auch hier trennt sich die öffentliche Hand von Aufgaben und Finanzierungsrisiken. Haben öffentliche Krankenhausträger eine Zukunft?

Reinhard Belling: Ich bin absolut sicher, dass öffentliche Krankenhausträger eine Zukunft haben. Der LWV hat durch die Etablierung zukunftsfähiger Strukturen frühzeitig einen Meilenstein gesetzt. Diese Strukturentscheidungen bieten die Möglichkeit - und dies ist auch zwingend notwendig -, die Kundeninteressen in den Mittelpunkt der unternehmerischen Aktivitäten zu stellen und damit gute Angebote in den verschiedenen Bereichen fortzusetzen, bzw. zu entwickeln. Entscheidend wird sein, ob es uns auch in Zukunft gelingt, zeitgemäße Angebote zu marktfähigen Preisen zu entwickeln. Dabei ist heute schon klar, dass in den kommenden Jahren durch die Kostenträger nicht mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig werden sich neue Einkaufsmodelle durchsetzen. So suchen sich beispielsweise die Krankenkassen den besten oder den preisgünstigsten Anbieter aus.

LWV-Info: Die Beratungsfirma Kienbaum hat dem LWV empfohlen, eine Unternehmensstrategie zu entwickeln, aus der klar wird, in welche Richtung sich der Konzern orientieren will: In Richtung Konsolidierung und Beschränkung auf das Kerngeschäft oder eher in Richtung Expansion und Aufbau neuer Geschäftsfelder. Wie sehen hier Ihre Vorstellungen aus?

Reinhard Belling: Der Aufbau neuer Geschäftsfelder ist sinnvoll und notwendig, um die Marktposition zu halten bzw. noch zu verbessern. Bei diesem Aufbau neuer Angebote muss jedes Unternehmen sich jedoch immer die Frage stellen: Was glaubt man besser zu können als andere, um damit auch erfolgreich zu sein. Im Normalfall bedeutet dies, dass man bereits Erfahrungen in einem bestimmten Segment gesammelt hat.

LWV-Info: Welche Rolle werden die rund 8.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei spielen?

Reinhard Belling: Gesundheits- und Sozialunternehmen sind Dienstleistungsunternehmen, die vom unmittelbaren Kontakt zwischen Mitarbeitern und Kunden leben. Dies stellt an die Beschäftigten hohe Anforderungen, denen wir nur begegnen können, wenn wir qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Dabei ist in den vergangenen zehn Jahren zu beobachten, dass die Belastung für die Mitarbeiter kontinuierlich steigt. In einem zunehmend schärferen Wettbewerbsumfeld wird es meines Erachtens nur denjenigen Unternehmen gelingen sich zu etablieren, die durch Maßnahmen wie kluge Organisationsformen, Führungskräfteentwicklung und Personalentwicklungskonzepte die Rahmenbedingungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen, überdurchschnittliche Leistungen zu erbringen. Nur mit dem Know-how und dem Engagement der 8.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann die Zukunft gewonnen werden.

LWV-Info: Herzlichen Dank für das Gespräch!

Interview: Jörg Daniel