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Verdrängtes gemeinsam aufklären

LWV-Verbandsversammlung erkennt Leid ehemaliger Heimkinder an

 

"Der Landeswohlfahrtsverband Hessen spricht sein tiefstes Bedauern über die damaligen Verhältnisse in seinen Heimen aus und entschuldigt sich bei den ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohnern, die körperliche und psychische Demütigungen und Verletzungen erlitten haben." Einstimmig hat im April die Verbandsversammlung des LWV eine Resolution verabschiedet, durch die der Verband anerkennt, dass bis in die 70er Jahre auch in seinen Kinder- und Jugendheimen eine Erziehungspraxis stattgefunden hat, die aus heutiger Sicht erschütternd ist. Der LWV bedauert, dass vornehmlich in den 50er und 60er Jahren Kinder und Jugendliche in seinen Heimen alltäglicher physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt waren, heißt es in dem Resolutionstext, der von allen fünf Fraktionen der Verbandsversammlung getragen wird.


 

Heimerziehung – Verdrängtes gemeinsam aufklären

Bereits in den vergangenen Jahren hat der LWV dieses Thema nicht verschwiegen oder ausgeblendet – eine Haltung, die durch die Resolution unterstrichen wird: "Der LWV wird sich weiterhin offensiv mit diesem Kapitel seiner Vergangenheit auseinander setzen und sich den Fragen und Unterstützungsersuchen ehemaliger Bewohnerinnen und Bewohner stellen sowie die in seinen Möglichkeiten liegende Unterstützung leisten." Das Bestreben nach gemeinsamer Aufarbeitung, so betonte Abgeordneter Holger Heupel in seiner Begründung des Resolutionstextes, sei von der Gewissheit getragen, dass es jenseits der zugefügten Verletzungen und Beschädigungen auch immer den entschiedenen Willen gab und weiterhin gibt, die Würde des Einzelnen nicht mutwillig zu schädigen. Heute gelte es, gemeinsame Wege zu finden, um Scham und Angst zu überwinden. Beim LWV hat der Prozess der Aufarbeitung der Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren weit vor dem Beginn der jetzigen Diskussion eingesetzt: Eine unabhängige Untersuchung von Wissenschaftlern der Universität Münster zur sozialpädagogischen Praxis in der Heilerziehungsanstalt Kalmenhof bezog auch die Nachkriegsjahrzehnte ein. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden bereits 1988 veröffentlicht. Im Oktober 2004 wurde der "Verein ehemaliger Heimkinder e. V." im SPZ Kalmenhof in Idstein gegründet. Bei dieser Veranstaltung und bereits zuvor haben Vertreter des LWV gemeinsam mit der Betriebsleitung des SPZ Kalmenhof den direkten Kontakt zu den ehemaligen Hekimkindern gesucht und gepflegt. Auch das LWV-Archiv und die Gedenkstätte Breitenau stehen seit Jahren mit ehemaligen Heimkindern in Kontakt. (jda)


 

Tagung zur Heimerziehung

Am Thema Heimerziehung wird der LWV weiter arbeiten: Am 9. Juni 2006 bietet der LWV mit der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) und dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL in Idstein eine Fachveranstaltung an, bei der die Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren, ihre Kritik und die Heimreform im Mittelpunkt stehen. Zur Veranstaltung sind auch Mitglieder des Vereins ehemaliger Heimkinder e. V. sowie Fachwelt und Öffentlichkeit eingeladen. Die Veranstalter rechnen mit über 200 Teilnehmern. Bei der Tagung soll erörtert werden, wie heute wirksame Hilfen zur Erziehung aussehen sollen, aber auch, wie das nun "historische" Thema der Heimerziehung der 50er und 60er Jahre im öffentlichen Bewusstsein gehalten werden kann. (jda)

Weitere Informationen: www.lwv-hessen.de