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Gute Nachbarn gesucht

Wer glaubt, Integration und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen seien inzwischen längst gelebter Alltag und würden von keinem Mitmenschen mehr in Frage gestellt, setzt sich doch der einen oder anderen, mitunter auch herben, Enttäuschung aus. Vor einigen Monaten erlebten dies die Beteiligten, als die Nieder-Ramstädter Diakonie in Groß-Bieberau eine neue Wohnanlage in Betrieb nahm. Einige der künftigen Nachbarn, so konnte man dem Bericht einer Lokaljournalistin entnehmen, äußerten sich mehr als kritisch und brachten in deutlichen Worten ihre Ablehnung zum Ausdruck. "Integration hin oder her" – im Zweifel überwiegt der Egoismus, wenn nun statt auf Wald und Wiesen auf eine Wohnanlage mit ihren behinderten Nutzern geblickt werden muss: "Die Kühe waren mir lieber" hieß es dort. Uneinsichtige gibt es allerorten, aber auch Mitmenschen, die mit ihrer eigenen Unsicherheit und Skepsis anders umgehen. Die beispielsweise Informationsangebote annehmen, die bereit sind, auch die eigenen Vorbehalte zu überprüfen und zu überwinden. Diese Erfahrung, berichtet LWV-Regionalmanager Günter Fieber, haben die Nieder-Ramstädter in Darmstadt-Eberstadt gemacht. Dort plant die Diakonieeinrichtung Ende des Jahres ein bis dahin umgebautes, früheres Hotel in der Heidelberger Landstraße zu nutzen. 16 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung sollen dort einmal wohnen, gute Nachbarn wollen sie sein. Während eines Informationsabends haben die Beteiligten ihre Pläne vorgestellt, mehr als 20 künftige Nachbarn nahmen das Gesprächsangebot an. Viele Fragen gab es zu beantworten: Sie betrafen die baulichen Veränderungen und natürlich auch die Menschen, die künftig im ehemaligen Hotel leben werden. Zufrieden ging man auseinander, die Basis für ein gedeihliches Miteinander scheint gelegt. (jda)