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"Wie zufrieden sind Sie?"

LWV stellte Ergebnisse einer Befragung zum "Stationär Begleiteten Wohnen" vor

Im Ständehaus des LWV sind im Oktober rund 150 Teilnehmer/innen zu einer Fachtagung zum „Stationär Begleiteten Wohnen“ (SBW) zusammengekommen – unter ihnen auch Nutzer/innen dieser Wohnform. Das SBW richtet sich vor allem an Menschen mit geistiger Behinderung, die eine Unterstützung beim Wohnen benötigen und (noch) nicht im Betreuten Wohnen leben können, aber auch keine stationäre Vollversorgung brauchen. Das Stationär Begleitete Wohnen sei inzwischen ein unentbehrliches Bindeglied zwischen stationärer und ambulanter Wohnform, hob Evelin Schönhut-Keil, Erste Beigeordnete des LWV, zu Beginn der Veranstaltung hervor. Im Rahmen individueller Hilfepläne ermögliche es Schritt für Schritt mehr Eigenverantwortung und mehr Selbstbestimmung. Für Stefan Göthling, Geschäftsführer der Selbsthilfeorganisation für Menschen mit Lernschwierigkeiten „Netzwerk People First Deutschland e. V.“, steht der Wunsch behinderter Menschen nach einem selbstbestimmten Leben im Vordergrund, und der sei durch Betreutes Wohnen besser als durch eine Heimunterbringung zu erreichen. „Deshalb finde ich es auch gut, dass der Landeswohlfahrtsverband in dieser Richtung verstärkt aktiv wird“, sagte Göthling in seinem Beitrag.

Ziel des LWV sei es, allen behinderten Menschen in Hessen die Hilfe zukommen zu lassen, die deren individuellen Wünschen und Möglichkeiten entspräche, unterstrich Schönhut-Keil. Um mehr über die Zufriedenheit von Nutzerinnen und Nutzern zu erfahren, habe der LWV mit einer Befragung – auch im Vergleich mit anderen Bundesländern – einen neuen Weg beschritten. Die Ergebnisse der Befragung zeigten, dass der LWV auf das richtige Instrument setze: „Die Nutzerinnen und Nutzer sind mit ihren Wohnbedingungen ganz überwiegend zufrieden. Das Stationär Begleitete Wohnen trägt dazu bei, die Lebensqualität der dort lebenden Menschen spürbar zu verbessern“, so die Erste Beigeordnete weiter.

Jeder Mensch sei Experte in eigener Sache. Die Nutzerbefragung des LWV mache sich diese Erkenntnis zu Nutze, meinte Ralf Schetzkens von der Hessischen Heimaufsichtsbehörde im Regierungspräsidium Gießen, der Möglichkeiten der Mitsprache und Mitbestimmung beleuchtete. Das Heimgesetz vollziehe hier nach, was in der Fachwelt diskutiert werde und weise dem Heimbeirat wichtige Aufgaben der Mitwirkung zu. Die Tätigkeit der Heimbeiräte habe in vielen Fällen zur Änderung allzu rigider Regeln der Hausordnung in den Wohnheimen geführt. Mit der Ausdifferenzierung der Wohnformen müssten sich jedoch auch die Formen der Mitwirkung und Mitbestimmung ändern. Wichtiger würden daher in Zukunft die Instrumente der Förder- und Hilfeplanung. (jda)

Zur Tagung erscheint in Kürze eine Dokumentation, die ab Februar 2006 bei Christa Schelbert, LWV-Hauptverwaltung, Zielgruppenmanagement für Menschen mit einer geistigen Behinderung,
Tel.: 05 61 / 10 04 – 26 99,
EMail: christa.schelbert@lwv-hessen.de 
angefordert werden kann.


Stationär Begleitetes Wohnen

Stationär Begleitetes Wohnen ist ein stationäres Wohnangebot für Menschen mit geistiger Behinderung außerhalb, aber meist in der Nähe eines Wohnheimes. Die Nutzer/innen wohnen in trägereigenen bzw. vom Träger angemieteten Wohnungen für Einzelpersonen und Wohngemeinschaften. Das SBW fördert gezielt Selbstständigkeit und Selbstbestimmung seiner Nutzerinnen und Nutzer, die beraten und unterstützt werden. Personal ist aber nicht ständig anwesend. Ziel des SBW ist es, vorhandene Fähigkeiten und Ressourcen der Bewohner zu stärken, zu aktivieren und auszubauen, um eine weitestgehende Unabhängigkeit von professionellen Hilfen zu ermöglichen. Soweit möglich, soll ein Übergang in das ambulante Betreute Wohnen vorbereitet werden.


Ergebnisse der Befragung

Mit einem Fragebogen in leichter Sprache hat der LWV 56 von 64 Nutzerinnen und Nutzer des SBW nach Einschätzungen, Wünschen und Bedürfnissen zu Wohnen und Freizeit befragt. 95 % der Befragten gaben an, mit ihrer Wohnsituation überwiegend zufrieden zu sein, 77 % erklärten, dass es ihnen in ihrer neuen Wohnform besser gefalle als vorher. Auch die größere Selbstständigkeit wird sehr positiv beurteilt: 80 % sagten: „Ich bin mein eigener Herr“. Fast 90 % der Nutzer fühlen sich im SBW sicher. Die Betreuung wird zu 75 % positiv bewertet. Durch den Fragebogen wurden auch Verbesserungsvorschläge und Wünsche erfragt. (jda)