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Neue Wege in der Behindertenhilfe – Individuelle Hilfeplanung und die dazu passende Finanzierung

Im Mittelpunkt der Bemühungen des LWV steht der behinderte Mensch mit seinem individuellen Hilfebedarf und seinem Anspruch auf Selbstverwirklichung. Das Ziel, diese Hilfen möglichst passgenau zu erbringen, ist leider noch nicht überall gängige Praxis. Mit den dargestellten Projekten verfolgt der LWV die Verbreitung des individuellen, personenzentrierten Ansatzes in der Behindertenhilfe. Die Hilfeplanung, so wie sie in den Projektregionen erfolgt, bezieht die Hilfebedürftigen in die Hilfeplanung ein. Sie erfolgt transparent und verständlich. Berücksichtigt werden dabei qualitative und quantitative Aspekte. Im Zentrum der qualitativen Hilfeplanung steht die Zielorientierung, die sich auf die angestrebte Lebensform (allgemeine Ziele: Wohnform, Arbeitsform, Tages- und Freizeitgestaltung) und konkrete Teilziele hinsichtlich eines Kompetenzerwerbs oder der Sicherstellung ausgleichender Hilfen bei (noch) nicht ausreichendender Eigenkompetenz. Dabei ist es wichtig, die Ziele so genau zu formulieren, dass sie überprüfbar sind. Sowohl bei der Zielformulierung als auch bei der Leistungsbeschreibung zur Zielerreichung kommt man zwangsläufig zur quantitativen Seite der Hilfeplanung: Bis wann soll das Ziel erreicht sein und wie bemesse ich die einzelnen Leistungen? Diese Transparenz der individuellen und passgenauen Leistungen soll sich auch in der Finanzierung widerspiegeln, damit u. a. auch der Klient sie nachvollziehen kann. Leider ist aber in weiten Teilen das heutige Finanzierungs- und Vergütungssystem in der Behindertenhilfe noch nicht kompatibel mit der neuen Form der individuellen Hilfeplanung und -erbringung. Benötigt wird eine Finanzierungssystematik, die es im Unterschied zu pauschalen Pflegesätzen für verschiedene Bedarfsgruppen ermöglicht, die Hilfen für die einzelnen Personen ganz auf deren individuellen Bedarf transparent und einheitlich zu quantifizieren und zu vergüten. Mit dem Projekt "Leistungsfinanzierung" im Wetteraukreis und in der Landeshauptstadt Wiesbaden, das bis Ende 2007 läuft, erproben wir gerade, wie die individuelle Hilfeplanung mit der Verpreislichung der Leistungen verknüpft werden kann. Die ersten Resultate zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Evelin Schönhut-Keil