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"Mit dem IFD ein Rettungsanker im Gepäck"

– Integrationsfachdienste unterstützen behinderte Menschen im Beruf – Das Beispiel Wiesbaden


Wiedereinstieg organisieren

Diese Stütze ist wichtig für die Menschen, die hier Hilfe suchen. Doch Heike Barth unterstreicht, dass der IFD in gleichem Maße auch für die Arbeitgeber da ist: "Wir gleichen ganz genau ab, welche Fähigkeiten unser Klient mitbringt und wie diese mit den Anforderungen übereinstimmen, die in der täglichen Arbeit gestellt werden."

So besuchen die IFD-Fachkräfte häufig Betriebe, beraten bei Fragen, wie ein Arbeitsplatz behindertengerecht gestaltet werden kann, beraten auch zur beruflichen Wiedereingliederung, bei Konflikten und Verhaltensproblemen. Sie vermitteln Unterstützung, zum Beispiel, wenn für einen Vorstellungstermin eines hörgeschädigten Bewerbers ein Gebärdensprachdolmetscher gebraucht wird, stellen den IFD in Personalabteilungen und Schwerbehindertenversammlungen vor. Sie sprechen mit den Vertrauensleuten in den Betrieben, aber auch mit den Kollegen, den direkten Vorgesetzten oder den Vertretern der Geschäftsleitung. "Wenn es dabei um einen konkreten Fall geht, passiert das alles natürlich in Absprache und mit dem Wissen unserer Klienten", betont Faribors Kasemsadeh, ebenfalls Berater des IFD.

So hat er auch das Gespräch gesucht mit dem Personalverantwortlichen einer Bank, bei der sein Klient Lothar K. arbeitet. Bei dieser Bank hat K. seine Ausbildung absolviert, später als Kundenberater und Kassierer gearbeitet, insgesamt sind das jetzt 38 Jahre. Als die Umstrukturierungswelle bei den Banken einsetzte, bildete auch sein Arbeitgeber keine Ausnahme. K. fühlte sich unsicher, wusste nicht, ob er noch willkommen war. Hinzu kam die höhere Belastung, die entsteht, wenn die Arbeit auf weniger Schultern verteilt wird. "Und ich fühle mich immer für alles verantwortlich", so der Bankangestellte. Die Arbeit türmte sich, er wurde krank, dachte über Vorruhestand nach. Doch wusste er, dass er seine Familie mit dem Vorruhestandsgehalt nicht über Wasser würde halten können. "Manchmal dachte ich, allen würde es besser gehen ohne mich", schildert er seine Gefühle damals. Er dachte an Suizid, erlitt einen Hörsturz, kam schließlich ins Krankenhaus und dann zur Kur. Über ein Jahr war er arbeitsunfähig. Danach wusste er nicht, wie die Rückkehr an den Arbeitsplatz aussehen könnte.

In dieser Situation wendet er sich an das Integrationsamt, sein Ansprechpartner hört zu, vermittelt ihn zum IFD. Gemeinsam mit dem Arbeitgeber haben Kasemsadeh und K. einen stufenweisen Wiedereinstieg ausgelotet, seit Oktober arbeitet der Bankangestellte nun wieder als Kassierer, hält weiterhin regelmäßig Kontakt mit seinem IFD-Berater. "Als Kassierer hat man eine große Verantwortung, die Kasse muss stimmen, jeden Abend. Inzwischen arbeite ich oft die Mittagspause durch", berichtet er. Kasemsadeh sagt: "Ich glaube, damit müssen wir uns näher beschäftigen." Denn eine erneute Spirale der Überforderung will der Berater seinem Klienten ersparen.