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"Mit dem IFD ein Rettungsanker im Gepäck"

– Integrationsfachdienste unterstützen behinderte Menschen im Beruf – Das Beispiel Wiesbaden


Beide Seiten motivieren

Dass Oliver H. sich überfordert fühlen könnte, darüber muss sich Claudia Müller-Arndt keine Gedanken machen. Sie ist ausschließlich für hörbehinderte Klienten des IFD zuständig und hat Gebärdensprache studiert. Für ihre Klienten ein großer Vorteil. Bei mir kann die Beratung auch in Gebärdensprache stattfinden”, erklärt sie. Gemeinsam mit Oliver H. hat sie lange nach einer passenden Stelle gesucht. "Er brachte nicht eine zu geringe Qualifikation mit, sondern ein Zuviel", sagt sie. Denn nach seinem Studium musste er aus gesundheitlichen Gründen umschulen, absolvierte deshalb eine kaufmännische Ausbildung. "Er konnte überhaupt nicht verstehen, weshalb er keine Chance bekommen sollte. Denn alle Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, fundierte Qualifikation, Flexibilität sind bei ihm vorhanden", erzählt seine Beraterin weiter. Er war frustriert, brauchte Motivation. Schließlich brachte das Gespräch mit einem Gesamtschwerbehindertenvertreter H. und Müller-Arndt weiter. "Es kam ganz schnell zu einem Vorstellungsgespräch", so Müller-Arndt. Jetzt hat H. zwar einen relativ weiten Weg zur Arbeit, aber seine Aufgabe macht ihm Freude. Und seine Kollegen stehen hinter ihm: Was zunächst als achtwöchiges Praktikum bei einer Landesbehörde gedacht war, mündete in einen auf drei Jahre befristeten Arbeitsvertrag – "weil die Kollegen für ihn gekämpft haben und ihn nicht wieder gehen lassen wollten".

Das ist eines der Paradebeispiele, wie berufliche Eingliederung bei hörbehinderten Menschen gelingen kann. "Aber Viele haben in diesem Bereich mit Problemen zu kämpfen, die für den Außenstehenden so gar nicht fassbar sind", fügt Müller-Arndt hinzu. Denn, so betont die IFD-Fachfrau, wenn Hörende und Hörbehinderte oder gar Gehörlose miteinander arbeiten, treffen unterschiedliche Kulturen aufeinander.
Meist gehen beide Seiten außerhalb der Arbeit getrennte Wege. "Aber viele Hörgeschädigte haben nicht das Selbstbewusstsein, dass sie diesen Frust einfach wegstecken", fügt Müller-Arndt hinzu. Aus dieser Situation heraus entstehen immer wieder Missverständnisse. Müller-Arndt muss viel Aufklärung betreiben: "Bei mir ist Wissensvermittlung gefragt, zum Beispiel an Schulen, aber auch in Betrieben." Immer wieder nachgefragt wird ihr Vortrag mit dem Titel "Gehörlos hörend – unterschiedliche Kulturen im Arbeitsleben."