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Mahnung und Erinnerung

Kultusminister Lorz
besucht Gedenkstätte


Kultusminister Lorz (Mitte) beim Besuch der Gedenkstätte Hadamar in der Diskussion mit Schülern der Fürst-Johann-Ludwig-Schule (Foto: Gedenkstätte Hadamar)

Kultusminister Lorz (Mitte) beim Besuch der Gedenkstätte Hadamar in der Diskussion mit Schülern der Fürst-Johann-Ludwig-Schule (Foto: Gedenkstätte Hadamar)

09.11.2107

Hadamar/Kassel (lwv): Im Zeichen der Erinnerung stand der heutige Jahrestag der Reichspogromnacht in der Gedenkstätte Hadamar: Hessens Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz besuchte gemeinsam mit einer Schulklasse der örtlichen Fürst-Johann-Ludwig-Schule den authentischen Ort der Euthanasie-Verbrechen. Die damalige Landesheilanstalt Hadamar diente den Nationalsozialisten ab 1941 als Tötungsanstalt für kranke und behinderte Menschen.

Zunächst zeigte der Leiter der Gedenkstätte, Dr. Jan Erik Schulte, dem Minister die Kellerräume mit Gaskammer und die Dauerausstellung "Verlegt nach Hadamar". Im Anschluss diskutierte Lorz mit den Schülerinnen und Schülern über die aktuelle Bedeutung der Einrichtung. Im Gespräch machte er deutlich: "Der 9. November ist ein Schicksalstag deutscher Geschichte. Wir erinnern uns an ihm nicht nur des Falls der Berliner Mauer. Vielmehr steht dieser Tag auch als ewige Mahnung für die Schrecken des Nationalsozialismus. Erst der Besuch einer Gedenkstätte wie Hadamar sensibilisiert junge Menschen für einen bewussten Umgang mit der wechselvollen deutschen Vergangenheit."

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Hadamar Patientinnen und Patienten zur Zwangssterilisation in andere Einrichtungen verlegt. Ab 1940 wurde die Anstalt zu einer von sechs zentralen Tötungsanstalten für kranke und behinderte Menschen der "Aktion T4" umgebaut und im Keller eine Gaskammer und ein Krematorium eingerichtet. Rund 15.000 Menschen starben in Hadamar im Zuge der NS-Verbrechen.

Rund 20.000 Besucher im Jahr

Die seit 1953 bestehende Gedenkstätte wird jährlich von etwa 20.000 Personen besucht. Ein Großteil davon sind Schülerinnen und Schüler, die im Rahmen von Exkursionen im Geschichtsunterricht die Räumlichkeiten der Euthanasie-Verbrechen aufsuchen und sich in der Dauerausstellung informieren. Aufgabe der Gedenkstätte ist es, die Erinnerung an die Verbrechen der NS-Euthanasie wachzuhalten und in Führungen über die ermordeten Menschen und ihre Schicksale aufzuklären.
Neben den in Hadamar getöteten kranken und behinderten Kindern und Erwachsenen fielen den Nationalsozialisten auch Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie Kinder und Jugendliche jüdischer Abstammung zum Opfer. "Was hier geschehen ist, kann nicht in Worte gefasst werden. Das unermessliche Leid, das die Menschen erfahren haben müssen, wird in der Ausstellung deutlich und mahnt uns, menschenverachtenden Ideologien keinen Raum mehr in unserer freiheitlichen Gesellschaft zu geben. Ein jeder ist gefordert, auch und besonders in der Schule", so Lorz.

Pädagogische Arbeit

Das Kultusministerium unterstützt die pädagogische Arbeit der Gedenkstätte durch zwei Lehrkräfte, die mit ihrem Fachwissen Einblicke in die Geschichte der Anstalt bieten und so die Unterrichtsinhalte sinnvoll ergänzen. Aufgrund der großen Nachfrage nach Rundgängen werden außerdem seit drei Jahren Lehrkräfte gezielt geschult, damit sie ihre Klassen selbstständig führen können. Die Dauerausstellung steht dabei im Mittelpunkt.

Im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern der Fürst-Johann-Ludwig-Schule blickte der Minister nicht nur auf die geschehenen Gräueltaten zurück, sondern diskutierte auch über aktuell gegenwärtige Gefahren. Er betonte die besondere Rolle, die dem Geschichtsunterricht zukomme, um heutigem menschenverachtendem Gedankengut vorzubeugen.


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