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Gedenkveranstaltung

"Diskriminierung
entgegenstellen"


Bei der landesweiten Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus in der ersten Reihe (v.l.): Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, Alla Polyova (ukrainische Generalkonsulin), Susanne Selbert (Landeswohlfahrtsverband Hessen), Michael Schüßler (Hessischer Städtetag), Klaus Temmen (Hessischer Städte- und Gemeindebund), Wolfgang Männer (Hessischer Landkreistag).

Bei der landesweiten Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus in der ersten Reihe (v.l.): Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, Alla Polyova (ukrainische Generalkonsulin), Susanne Selbert (Landeswohlfahrtsverband Hessen), Michael Schüßler (Hessischer Städtetag), Klaus Temmen (Hessischer Städte- und Gemeindebund), Wolfgang Männer (Hessischer Landkreistag). (Foto: Stefan Krutsch)

27.01.2020

Wiesbaden. Rund 10.000 homosexuelle Männer wurden laut Schätzungen während der NS-Zeit verfolgt und in Konzentrationslagern inhaftiert. Mehr als die Hälfte von ihnen wurde ermordet. Ihr Schicksal stand im Mittelpunkt der heutigen landesweiten Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus im Hessischen Landtag.

"Die Verfolgung Homosexueller unter allen Opfern in der Zeit des Nationalsozialismus wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen", beschrieb Landtagspräsident Boris Rhein in seiner Begrüßung. "Es ist aber klar, alle Opfer sind Opfer, egal welchen Glaubens, welcher Herkunft oder sexuellen Orientierung." Gerade in Zeiten des besorgniserregenden Erstarkens nationalistischer Gesinnungen und zunehmender gesellschaftlicher Intoleranz sei die Erinnerung an die Opfer und unmenschlichen Verbrechen unverzichtbar für unsere Demokratie. "Wir leben in einer freien Welt und einer modernen Gesellschaft, aber auch heute noch werden Homosexuelle wegen ihrer Sexualität diskriminiert. Diskriminierung ist häufig aber nur der Anfang und dem müssen wir uns alle entgegenstellen", forderte Rhein.

Am 1. September 1935 trat Paragraf 175 des Reichsstrafgesetzbuches (RStGB) in Kraft, seitdem stand Homosexualität unter Strafe. "Bis Ende der sechziger Jahre wurden Homosexuelle in der Bundesrepublik weiterhin strafrechtlich verfolgt, was vielen das Gefühl gab, es habe sich seit dem 'Dritten Reich' für sie nichts verändert", betonte Prof. Dr. Sybille Steinbacher, Direktorin des Fritz Bauer Instituts, in ihrer Gedenkrede. "Unter den Zeitzeugen - für uns seit Jahrzehnten ja eine wichtige Instanz der Vermittlung der Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik - sind kaum Angehörige dieser Opfergruppe, denn angesichts ihrer fortdauernden Kriminalisierung wollten sie über ihre Erfahrungen keine Auskunft geben", sagte Steinbacher.

Ministerpräsident Volker Bouffier blickte zurück in die jüngste Vergangenheit. "Das vergangene Jahr hat uns in Deutschland und auch in Hessen auf tragische Weise verdeutlicht, dass rechtsextremes Gedankengut zu grauenvollen Taten führen kann, auch heute noch. Wachsamkeit ist gefordert. Diese entsteht auch durch öffentliches Gedenken, die Auseinandersetzung mit den Taten und die Weitergabe an nachfolgende Generationen." Das Fritz-Bauer-Institut, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, leiste hierfür in Hessen einen herausragenden Beitrag für die gesamte Republik.

Hintergrund

Am 27. Januar vor 75 Jahren befreiten Soldaten der Roten Armee die Gefangenen des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Daran wird in Hessen in jedem Jahr in einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung von Landtag, Landesregierung, kommunalen Spitzenverbänden und Landeswohlfahrtsverband erinnert.


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