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Walter-Picard-Preis

Komitee wählt Elsbeth Pfaff und "Starke Bande"


Walter Picard im Bundestag

Walter Picard als Abgeordneter am Mikrofon im Bundestag (Foto: Deutscher Bundestag/Heribert Bode)

13.12.2021

Kassel (lwv): Elsbeth Pfaff aus Marburg und die Stiftung Starke Bande aus Frankfurt erhalten 2022 den Walter-Picard-Preis des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen. So hat es der LWV-Verwaltungsausschuss jetzt beschlossen. "Beide Preisträger zeichnet ein großes Engagement bei Ihren ganz unterschiedlichen Angeboten für psychisch kranke Menschen und deren Angehörige aus", so LWV-Landesdirektorin Susanne Selbert: "Insbesondere die Unterstützung im Alltag ist von immenser Bedeutung, denn hier sind die Betroffenen und ihre Familien oft überfordert."

Die Sieger teilen sich den mit 5.000 Euro dotierten Preis. Er wird am 10. März 2022, dem 22. Todestag des hessischen Sozialpolitikers Walter Picard, im Kasseler Ständehaus überreicht. Die Vorauswahl aus 31 eingereichten Vorschlägen traf ein Komitee, dem Vertreter des LWV und Experten aus der psychiatrischen Praxis angehörten.

Das Engagement von Elsbeth Pfaff  begann 1973, als sie mit anderen die Bürgerinitiative Sozialpsychiatrie (BI) in Marburg gründete. Die BI setzte und setzt sich dafür ein, dass sich die Lebensumstände psychisch kranker Menschen verbessern: Offene Therapieformen, Übergangseinrichtungen, verschiedene Wohn- und Werkstattplätze wurden geschaffen und sind heute unverzichtbarer Teil des Angebots für psychisch kranke Menschen. 17 Jahre, davon acht als Vorsitzende, war Elsbeth Pfaff im Vorstand der BI ehrenamtlich aktiv. In dieser Zeit war sie ebenso im Verband evangelischer Einrichtungen für Menschen mit geistigen und seelischen Behinderungen ehrenamtlich tätig. Weil ihrer Einschätzung nach noch ein therapeutisches Angebot im land- und hauswirtschaftlichen Bereich mit tiergestützten Therapiemöglichkeiten fehlte, baute sie selbst ein Angebot in privater Trägerschaft auf: In Gladenbach-Weitershausen kaufte sie ein Hofgut, sanierte es und eröffnete 1989 den "Merjehop" mit einem multimodalen Behandlungskonzept  für psychisch kranke Menschen. Bis 2019 war die heute 86-Jährige noch selbst in der Geschäftsführung aktiv. Für ihr großes, rund fünfzigjähriges ehrenamtliches Engagement für die Verbesserung der Lebenssituation psychisch kranker Menschen in der Region Marburg-Biedenkopf erhält sie den Walter-Picard-Preis.

Die Stiftung "Starke Bande" wurde 2011 von Annika Fink ins Leben gerufen, um Familien zu helfen, in denen mindestens ein Familienmitglied psychisch schwer belastet oder erkrankt ist. Geholfen wird einerseits durch das Angebot und die Finanzierung einer Psychotherapie und andererseits durch unterstützende Angebote für Kinder psychisch kranker Eltern. Die psychische Gesundheit der betroffenen Familienmitglieder soll wieder hergestellt und die emotionale Eltern-Kind-Beziehung und deren Kommunikationsfähigkeit gestärkt werden. Ziel der Stiftungsarbeit ist, dass auch in schwierigen sozialen Situationen und bei psychischer Belastung wieder Fürsorge, Rücksicht und Zusammenhalt das Familien-Miteinander prägen. Dafür macht "Starke Bande" zwei Angebote: Zum einen eine Aufsuchende Therapie, bei der insbesondere die Verantwortungsübernahme, die familiären Beziehungen und die selbstständige Bewältigung eines geregelten Tagesablaufs gefördert werden sollen. Zum anderen wird das Programm "STARK" für Kinder psychisch kranker und suchterkrankter Eltern angeboten. Betroffene, aber noch gesunde Kinder sollen durch altersgerechte Information emotional unterstützt und entlastet sowie die Entwicklung der eigenen Ressourcen gefördert werden.

Alle Angebote sind für die Familien freiwillig und kostenfrei. Sie müssen allerdings motiviert sein, sich auf eine Therapie einzulassen, weil sie wirklich etwas in ihrem Leben verändern möchten. Die Stiftung Starke Bande wird ausgezeichnet für das vielfältige aufsuchende Angebot für psychisch kranke Menschen und dem damit verbundenen Beitrag zum Erhalt der Familien.

Walter-Picard-Preis

Der von der LWV-Verbandsversammlung 2001 ins Leben gerufene Walter-Picard-Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Er wird alle zwei Jahre für besonders nachahmenswertes ehrenamtliches Engagement oder professionelle Projekte in der hessischen Gemeindepsychiatrie vergeben. Namensgeber ist der Sozialpolitiker Walter Picard aus Offenbach: Er war einer der Initiatoren der Psychiatrie-Enquête, die ab 1975 maßgeblich zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung in Deutschland beigetragen hat. Picard gehörte dem Bundestag an und war lange Abgeordneter der Verbandsversammlung des LWV. Ihm lag es besonders am Herzen, offene und wohnortnahe Hilfen für psychisch kranke Menschen zu schaffen. Auch für die Stärkung von Selbsthilfe-Projekte setzte sich Picard ein. Der Walter-Picard-Preis wird 2022 zum elften Mal vergeben.


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