Logo LWVblog

Einheitliche Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA)

Lotsen zu schwerbehinderten Fachkräften

Sie bieten Service aus einer Hand, die Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber, kurz EAA. Welche Unterstützung sie Unternehmen bieten, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung einstellen möchten, zeigt das Beispiel der Wiesbadener EAA, die als eine der ersten im Juli 2022 an den Start ging.

"Mein Beruf ist meine Berufung", sagt Elliot Young und strahlt zufrieden. Seine nächste Patientin in der Physiotherapiepraxis Wital in der Wiesbadener Innenstadt wartet an diesem Donnerstagmorgen schon auf ihn und seine heilenden Hände. "Elliot ist nicht nur Physiotherapeut, er ist vor allem Therapeut", sagt Felix Wieland über seinen Mitarbeiter, der hochgradig sehbehindert ist. Auf dem linken Auge hat Elliot Young noch ein bis zwei Prozent Sehkraft, auf dem rechten zwei bis fünf Prozent. "Wir haben Elliot eingestellt, weil er uns rundum überzeugt hat", erklärt Johannes Schwieger, der 2020 in die Praxis als Geschäftsführer eingestiegen ist.

Fachkräfte sind rar

Die Suche nach guten Mitarbeitern ist nicht nur in der Gesundheitsbranche schwierig. Wenn Schwieger sagt, der Arbeitskräftemarkt ist leergefegt, dann findet seine Aussage in vielen Branchen Zustimmung. Von Susanne Tölzel  sie ist eine der ersten Mitarbeiterinnen der vom Gesetzgeber 2022 einge­führten Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA)  weiß Johannes Schwieger inzwischen, dass es umfang­reiche Unterstützung für Betriebe gibt, die schwerbehinderte Men­schen einstellen. Arbeitgeber können eine Prämie aus dem Hessischen Programm zur Verbesserung der Arbeitsmarkt­chan­cen Schwerbehinderter (HePAS) beantragen und auch Zu­schüs­se zur behinde­rungs­gerechten Ausstattung des Arbeitsplatzes.

Kontakte zu Arbeitgebern knüpfen

"Wir sind gerade für kleine und mittlere Unternehmen interessant, die keine eigenen Personalabteilungen haben oder schlicht zu wenig Zeit, sich darum zu kümmern, welche Unter­stützung für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung möglich ist", sagt Susanne Tölzel. Seit Juli 2022 knüpfen die Mitarbeiterinnen der Wiesbadener EAA in Trägerschaft der Werkgemeinschaft Wiesbaden Kontakte zu Arbeitgebern.

Hintergrund

26 EAA in Hessen

Die Einheitlichen Ansprech­stellen für Arbeitgeber (EAA) wurden im Rahmen des Teilhabestärkungsgesetzes als neue und zusätzliche Aufgabe der begleitenden Hilfe im Ar­beitsleben etabliert. Zuständig für die Beauftragung der EAA ist das beim Landeswohl­fahrts­verband Hessen ange­siedelte Integrationsamt.

Seit Juli 2022 hat in jeder der 26 hessischen Gebietskör­perschaften eine EAA in Trägerschaft von freigemein­nützigen Trägern oder dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. die Arbeit aufgenommen. Die Beratung, Sensibilisierung, Information und Motivation von Arbeit­geberinnen und Arbeitgebern für die Ausbildung und Ein­stellung von schwerbe­hin­derten Menschen gehört genauso zum Tätigkeitsfeld der EAA wie die notwendige Lotsenfunktion und eine aktive Netzwerk- und Öffent­lichkeitsarbeit.

In Hessen finden alle Arbeit­geberinnen und Arbeitgeber nähere Informationen unter www.eaa-hessen.de

<a id="c11394" class="anchor"></a><div class="csc-default"><h2>Hintergrund</h2><div class="body"><h3>26 EAA in Hessen</h3> <p class="bodytext">Die Einheitlichen Ansprech­stellen für Arbeitgeber (EAA) wurden im Rahmen des Teilhabestärkungsgesetzes als neue und zusätzliche Aufgabe der begleitenden Hilfe im Ar­beitsleben etabliert. Zuständig für die Beauftragung der EAA ist das beim Landeswohl­fahrts­verband Hessen ange­siedelte Integrationsamt. </p> <p class="bodytext">Seit Juli 2022 hat in jeder der 26 hessischen Gebietskör­perschaften eine EAA in Trägerschaft von freigemein­nützigen Trägern oder dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. die Arbeit aufgenommen. Die Beratung, Sensibilisierung, Information und Motivation von Arbeit­geberinnen und Arbeitgebern für die Ausbildung und Ein­stellung von schwerbe­hin­derten Menschen gehört genauso zum Tätigkeitsfeld der EAA wie die notwendige Lotsenfunktion und eine aktive Netzwerk- und Öffent­lichkeitsarbeit. </p> <p class="bodytext">In Hessen finden alle Arbeit­geberinnen und Arbeitgeber nähere Informationen unter <a href="https://www.eaa-hessen.de/" title="Öffnet internen Link in aktuellem Fenster" target="_blank" class="external-link-new-window">www.eaa-hessen.de</a> </p></div></div>

Bildergalerie

Elliot Young bei der Behandlung eines Patienten
Beruf als Berufung: Der sehbehinderte Elliot Young ist ein Gewinn für die Physio-therapiepraxis. (Fotos: Salome Roessler)Bild vergrößern
Bild vergrößern
Elliot Young an seinem Arbeitsplatz
Elliot Youngs Arbeitsplatz in der Physiotherapiepraxis Wital in WiesbadenBild vergrößern
Bild vergrößern
Elliot Young
Dank seiner "heilenden Hände" und der humorvollen Art beliebt bei Patienten und Kollegen: Elliot YoungBild vergrößern
Bild vergrößern
Elliot Young an seinem Lesegerät
Gut orientiert: der hochgradig sehbehinderte Elliot Young an seinem LesegerätBild vergrößern
Bild vergrößern
Susanne Tölzel vor einem Schild der EAA Wiesbaden
Lotsin für Arbeitgeber zu schwerbehin-derten Fachkräften: Susanne Tölzel von der EAA in WiesbadenBild vergrößern
Bild vergrößern
Johannes Wieland am Tresen seiner Praxis
Chef Johannes Wieland hat sehr gute Erfahrungen mit seiner schwerbehinder-ten Fachkraft Elliot Young gemacht. Bild vergrößern
Felix Schwieger
Auch Felix Schwieger ist als Arbeitgeber rundum zufrieden mit seinem behinderten Mitarbeiter.Bild vergrößern
Susanne Tölzel, EAA Wiesbaden, im Gespräch mit Arbeitgeber Felix Schwieger
Orientierungsberatung: Susanne Tölzel von der EAA Wiesbaden mit Arbeitgeber Felix SchwiegerBild vergrößern
Susanne Tölzel, Felix Schwieger und Johannes Wieland
...und Johannes Wieland in der Physiotherapiepraxis Wital in Wiesbaden.Bild vergrößern

 

Dazu zählt, sich ins Gespräch zu bringen, zum Beispiel über Pressemitteilungen, die an die lokale und regionale Presse gehen, aber auch über Netzwerkpartner wie die Agentur für Arbeit verteilt werden. Meldungen in Newslettern von IHK und Rentenversicherung sind genauso wichtig wie der Besuch von lokalen Messen und die Kontaktepflege zur Kreishandwer­kerschaft und andere Arbeitgebervereinigungen. Besonderes Merkmal der EAA ist, dass sie die Arbeitgeber im Fokus haben und die Sprache der Betriebe sprechen.

Neuer Beruf wegen Sehbehinderung

Elliot Young, gelernter Hotelkaufmann, Jahrgang 1979, konnte seinen Beruf wegen einer juvenilen Makuladegeneration nicht länger ausüben, das Sehvermögen hatte zu stark nachgelassen. "In Mainz hat man mich gefragt, was ich beruflich gerne machen möchte. Physiotherapeut kannte ich gar nicht, aber das hat mir sofort gefallen", erzählt er. Nach drei Jahren Ausbildung und Abschluss in 2019 fühlt er sich jetzt, nach zunächst einem Jahr in einer anderen Praxis, bei Wital angekommen.

Mit Vorurteilen aufräumen

Für Susanne Tölzel ist Elliot Young ein perfektes Beispiel, denn: "Viele Arbeitgeber denken bei Behinderung als erstes, dass die Menschen nicht leistungsfähig sind." Und Schwieger ergänzt: "Oder sie denken, bei Schwierigkeiten sind Mitarbeiter mit Behinderung unkündbar, so dass sie eine Anstellung erst gar nicht in Erwägung ziehen." Zu oft schrecken die bürokratischen Hürden ab. Mit solchen Vorurteilen wollen die EAA aufräumen und stattdessen ihre Hilfe anbieten.

In Hessen waren in 2022 rund 109.000 Menschen mit Schwer­behinderung sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Doch 11.000 sind auf Arbeitssuche. Angesichts des Fachkräfte­mangels ein Potenzial, das ausgeschöpft werden möchte. Und wer einmal die Leichtigkeit von Elliot Young bei seiner Arbeit erleben durfte, definiert Schwerbehinderung neu.

Beratung aus einer Hand

Ziel der EAA ist es, den Unter­nehmen Beratung aus einer Hand anzubieten. Denn wer weiß schon, welche Hilfe­stel­lung Arbeitsagentur, Jobcen­ter, LWV Hessen Integrations­amt, Integrationsfachdienst oder Renten- und Unfallver­sicherungen anbieten und wer genau für was zuständig ist.

Dank der Orientierungs­bera­tung können sich Arbeitge­berinnen und Arbeitgeber durch den Dschungel der An­ge­bote verschiedener Leis­tungs­träger lotsen lassen. Was ist ein Jobcoach, welche tech­nischen Hilfsmittel können übernom­men werden, wer hilft, wenn doch Probleme im Arbeitsverhältnis auftreten, die mit der Behinderung zu­sam­menhängen?

Hier geht es auch darum, Unsicherheiten zu nehmen, rechtliche Rahmenbedin­gun­gen zu erläutern, Wege aufzu­zeigen oder Hilfestellung bei der Fachkräftesuche zu geben.

Weitere Informationen und Ansprechpartner auf der Internetseite der EAA.