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Beispielhaftes Teilhabeprojekt

Chor All Inklusiv erhält Walter-Picard-Preis 2024


Gruppenfoto von der Preisverleihung

Preisübergabe an den Sieger All Inklusiv (vorne v. l.): Chorleiter Andreas Wollner, Heidi Messerschmidt-Weber, Ulrike Gürlet (Leiterin Regionale Diakonie Rheingau-Taunus), LWV-Landesdirektorin Susanne Selbert, Ulrike Schunder; (hinten v. l.): Marc Große-Budde, Jennifer Kerscher, Katrin Mewes (Foto: Uwe Zucchi)

19.03.2024

Kassel (lwv): Der Chor All Inklusiv der Regionalen Diakonie Rheingau-Taunus hat heute den Walter-Picard-Preis des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen erhalten. „Der Chor ist ein Musterbeispiel für gelungene Inklusion“, so LWV-Landesdirektorin Susanne Selbert. „Das Erfolgsrezept: locker rangehen und keinen Leistungsdruck aufbauen. Vielmehr steht für alle Beteiligten die gemeinsame Freude an der Musik im Vordergrund, miteinander eine gute Zeit zu haben und sich nach der Chorprobe besser zu fühlen als zuvor. Das ist ein richtungsweisendes Angebot.“ Weiter imponierte Selbert und auch der Jury, dass es völlig unerheblich sei, wer eine psychische Erkrankung habe und wer nicht. Durch seine vielen Auftritte sorge All Inklusiv zudem dafür, die Thematik der Inklusion psychisch kranker Menschen in die Öffentlichkeit zu tragen.

Neben dem Preisgeld von 5.000 Euro erhielten die Sängerinnen und Sänger eine Urkunde und eine Skulptur. Auch in diesem Jahr wurde sie von einem Patienten der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Bad Emstal geschaffen. Unter dem Titel „Adhäsion“ zeigt sie zwei Körper, die aneinanderhaften und zu einem verschmelzen. Das Preisgeld will der Chor jetzt unter anderem dazu nutzen, einige seiner Lieder professionell einspielen zu lassen, um so das Thema Inklusion noch mehr in die Öffentlichkeit zu bringen.

All Inklusiv wurde 2014 vom Diakonischen Werk Rheingau-Taunus (heute Regionale Diakonie Rheingau-Taunus) ins Leben gerufen. Die Initialzündung zu dem Projekt hatten Chorleiter Andreas Wollner und Diakonie-Mitarbeiterin Heidi Messerschmidt-Weber, die beide noch immer selbst in tragender Rolle mitwirken. Menschen mit und ohne seelische Behinderung und unabhängig von ihrer gesanglichen und musikalischen Vorbildung können im Chor mitsingen. „Das ist für mich keine größere Herausforderung, sondern einfach eine andere Art des Umgangs miteinander und ich erlebe in diesem Chor immer eine ganz besondere Form der Wechselwirkung“, freut sich Chorleiter Andreas Wollner über den Preis. Jeden zweiten Mittwoch wird in Taunusstein Neues eingeprobt und Altes wiederbelebt – mit viel Spaß, denn die Sängerinnen und Sänger entwickeln gemeinsam Ideen und bringen sich ein. Das Repertoire des Chors reicht von Pop und Gospel über deutsche Liedermacher bis hin zu Eigenproduktionen. Der Titel „Ist ja irre!“, von einem Chorsänger mit psychischer Erkrankung aufgrund eigener Erfahrungen geschrieben, ist dabei so etwas wie die Hymne des Chors geworden und darf bei keinem Auftritt fehlen.

Der Walter-Picard-Preis, 2001 von der LWV-Verbandsversammlung ins Leben gerufen, ist mit 5.000 Euro dotiert. Er wird alle zwei Jahre für besonders nachahmenswertes ehrenamtliches Engagement oder professionelle Projekte in der hessischen Gemeindepsychiatrie vergeben. Namensgeber ist der Sozialpolitiker Walter Picard aus Offenbach: Er war einer der Initiatoren der Psychiatrie-Enquête, die ab 1975 maßgeblich zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung in Deutschland beigetragen hat. Picard gehörte dem Bundestag an und war lange Abgeordneter der Verbandsversammlung des LWV. Ihm lag es besonders am Herzen, offene und wohnortnahe Hilfen für psychisch kranke Menschen zu schaffen. Auch für die Stärkung von Selbsthilfe-Projekten setzte sich Picard ein. Der Walter-Picard-Preis wird 2024 zum zwölften Mal vergeben.


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