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Pressemitteilung

75 Jahre Tötungserlass: Wir brauchen Orte der Mahnung


29.08.2014

Kassel (lwv): Am 1. September 2014 jährt sich zum 75. Mal die Ermächtigung Hitlers zur systematischen und industriellen Tötung von behinderten und unheilbar kranken Menschen im nationalsozialistischen Deutschland. Dieser Tag stellt für den Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen ein bedeutsames Datum zur Erinnerung an das Schicksal unschuldiger Menschen dar.

„Der Massenmord an über 70.000 Patienten und Bewohnern von Heil- und Pflegeanstalten in Deutschland ist dem LWV Verpflichtung zur Mahnung und zum Dialog“, betont Dr. Andreas Jürgens, Erster Beigeordneter des LWV. „Wir brauchen auch in Zukunft eine dauerhafte Auseinandersetzung mit den unmenschlichen Ereignissen und einem Gedankengut, das Menscheneben für unwert erklärte, um dem politischen Ziel einer perfekten Volksgesundheit zu opfern. Undenkbar ist ein solches entwürdigendes Gedankengut in einer heutigen Arbeit für behinderte und chronisch kranke Menschen.“

In Hitlerdeutschland entstanden nach dem 1. September 1939 sechs Tötungsanstalten, in denen Menschen von 1940 bis 1941 durch Kohlenmonoxid erstickt und ihre Leichen anschließend sofort eingeäschert wurden.

Besonders die Heil-und Pflegeanstalt in Hadamar, aber auch andere hessische Einrichtungen für behinderte und unheilbar kranke Patienten, waren in das nationalsozialistische Euthanasie-Mordprogramm verstrickt. Als der LWV 1953 die Rechtsnachfolge dieser Einrichtungen übernahm, bekannte er sich auch zu diesen dunklen Kapiteln ihrer Geschichte. Zum mahnenden Gedenken an jene Zeit betreibt er eine intensive Gedenkstättenarbeit. Neben der inzwischen weltbekannten Gedenkstätte Hadamar unterhält der Verband gemeinsam mit der Vitos GmbH viele weitere Gedenkstätten und lädt zu zahlreichen Aktionen, Ausstellungen und Veranstaltungen ein.

Am Montag, dem 1. September 2014, erinnern unter anderem in Riedstadt und Eltville Vitos-Einrichtungen mit Gedenkfeiern an den Abtransport zahlreicher Patienten in die Tötungsanstalten in der Zeit von 1940 bis 1941.

Graue Busse werden verabschiedet

In Anwesenheit des Oberbürgermeisters der Stadt Kassel, Bertram Hilgen, wird am kommenden Sonntag, dem 7. September 2014, auf dem Friedrichsplatz, Höhe Elisabethkirche, mit einer kleinen Feierstunde um 17 Uhr das Mahnmal „Graue Busse“ aus Kassel verabschiedet. Es ist den Opfern der Krankenmorde gewidmet. Der monumentale Betonbus mit einer Länge von 8,70 Meter und einem Gewicht von 72,2 Tonnen wird danach abgebaut und als „Transportmittel der Erinnerung“ in Richtung Braunschweig und Poznan „rollen“.

Im November 2013 war das Kunstwerk der Künstler Dr. Horst Hoheisel und Andreas Knitz auf Einladung des LWV Hessen nach Kassel gekommen. Es stellt die mit grauer Tarnfarbe gestrichenen Busse dar, die psychisch kranke oder geistig behinderte Kinder und Erwachsene zu den Tötungsanstalten in Deutschland brachten. Die Stadt Kassel, die Kasseler Sparkasse und der Förderverein der Gedenkstätte Hadamar unterstützten das Kunstprojekt. 

Mehr Informationen unter Öffnet internen Link in aktuellem FensterGedenkstättenarbeit des LWV, www.gedenkstaette-hadamar.de und www.dasdenkmaldergrauenbusse.de.


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