19.11.2014
Kassel/Haina (lwv): Eine neue Nistmöglichkeit für Wanderfalken wird im Rahmen der seit Beginn dieses Jahres laufenden Sanierung des Kirchturms der Klosterkirche Haina entstehen: Angeregt durch die Stiftungsforsten Kloster Haina wird in Kooperation mit dem Naturschutzbund (NABU) Frankenberg ein Brutkasten für Wanderfalken im Kirchturm installiert. Bei einer Turmbegehung wurden heute die genauen Maße genommen. „Die Wanderfalken sind wie Uhus, Schwarzstörche und andere geschützte Arten wichtige Hinweisgeber für uns. Brüten sie in unseren Revieren, zeigt dies, dass wir unseren Wald naturschutzangepasst bewirtschaften“, so Manfred Albus, Leiter der Stiftungsforsten.
Gebaut wird der Kasten vom NABU, die Kosten übernehmen die Stiftungsforsten und eingebaut wird die Nisthilfe im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen. Bis voraussichtlich zum Frühjahr nächsten Jahres wird der Kirchturm der Klosterkirche Haina grundlegend saniert, zusätzlich mit einer diagonalen Verschalung ausgesteift und mit neuen Schieferplatten verkleidet. Dies war notwendig geworden, weil eindringende Feuchtigkeit an ver-schiedenen Stellen des Kirchturms zu Schäden am Holztragwerk geführt hat. Dabei handelt es sich vorrangig um Holzfäule und deren Folgeschäden. Dies ergab eine Schadensuntersuchung im Jahr 2012, die das Landesamt für Denkmalpflege bestätigte. Unter der Bauleitung der HAZ Beratende Ingenieure für das Bauwesen GmbH, die auch die Tragwerksplanung erstellt haben, sind vor Ort eine Reihe verschiedener Handwerker wie Zimmerer, Dachdecker, Spengler, Tischler, Gerüstbauer oder Blitzschutzfachkräfte tätig.
Die Kosten für die Turmsanierung werden sich auf rund zwei Millionen Euro belaufen. Mit rund 200.000 Euro wird sich das Landesamt für Denkmalpflege an den Baukosten beteiligen. Damit addieren sich die Kosten nach Abschluss aller 28 Bauabschnitte auf rund 10 Millionen Euro.
Hintergrund
Das Kloster Haina zählt zu den wichtigsten zisterziensischen Klosteranlagen Deutschlands. Die Kirche weist einen umfangreichen Bestand an mittelalterlichen Glasfenstern auf, die sie zu einem der kulturhistorisch bedeutsamsten Sakralbauten der frühen Gotik in Deutschland macht. Als ro-manischer Bau im Ostteil begonnen wurde die Klosterkirche im 13. und 14. Jahrhundert als goti-sches Gotteshaus vollendet. 1527 wurde das Kloster säkularisiert, 1533 durch Landgraf Philipp in eine bis heute bestehende Stiftung gegeben und als Hohes Hospital betrieben. Heute gehört es zur Vitos GmbH, einem Unternehmen des LWV.
Wanderfalken
Wanderfalken brüten in der Regel in großen Höhen, meist in Felsen oder an hohen Bauwerken. Sie bauen keine eigenen Nester, nehmen aber Nisthilfen an. Waren sie Ende des vorigen Jahrhunderts noch durch Umweltgifte gefährdet, ist ihre Zahl sowohl in Hessen, als auch in Deutschland wieder gestiegen. 2013 war im Regierungsbezirk Kassel ein Rekordjahr mit 56 Revierpaaren und 94 ausgeflogenen Jungen beim Nachwuchs der Wanderfalken. Im Jahr 2014 gab es 56 Revierpaare. Von diesen Paaren brüteten 29 Paare erfolgreich, die insgesamt 83 Junge hervorbrachten. Von diesen 56 Revierpaaren saßen 42 an Bauwerken, 14 an Felsen. 2 Revierpaare finden sich im Bereich der Stiftungsforsten Kloster Haina.
Der Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV) ist ein Zusammenschluss der Landkreise und kreisfreien Städte, dem soziale Aufgaben übertragen wurden.